Was jede Verkäuferin und jeder Verkäufer über diese eine Frage unbedingt wissen sollte

Auf zum Shoppen in die Stadt.
Super. Schon soooo darauf gefreut.
Ohne die Männer, na klar – nur die Mädels. Haben die beiden schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Nächsten Mittwoch um halb 3 vor der Eisdiele? Läuft!

…Nina und Jenny hatten sich, wie immer, per WhatsApp abgestimmt, um nach ein paar neuen Sommer-Klamotten Ausschau zu halten.
Endlich Mittwoch 13.00 Uhr: Feierabend. Schnell nach Hause, ´nen kleinen Happen nehmen, noch kurz chic machen und dann ab in die City.
Als Jenny mit ihrem Rad auf die Zielgerade einbiegt, sieht sie Nina schon vor der Eisdiele stehen und winken. „Hi, ich bin auch gerade erst 1 Minute hier.“
„Komm, Jenny, lass Dich drücken, ich freue mich so, dass es geklappt hat mit unserem Treffen.“ Also, dann los …
Und hinein in die erste Boutique: T-Shirts, Jeans, …
Die Verkäuferin hatte es wirklich gut gemeint, schaute freundlich und lächelte, was das Zeug hielt, räumte „im Vorbeigehen“ noch schnell 2 Kleiderbügel weg, nahm sich den beiden an und stellte die alles entscheidende Frage:

„Kann ich Ihnen HELFEN???“

PENG!!!

Da war sie schon wieder, diese nervige Frage, auf die man als Kunde spontane Antworten parat hat, die man lieber für sich behält, z.B.: „Oh ja, Ihre Hilfe kann ich gut gebrauchen, ich habe noch ´n Kessel Buntes daheim, die Erdbeeren müssen gepflückt und der Keller gewischt werden, Opa muss um 17 Uhr zum Arzt gebracht werden, ach ja – und noch schnell auf einen Sprung in den Getränkemarkt: Wasser, Limo, Bier. Am besten Sie kommen gleich mal mit…“
Jenny und Nina aber schauten die Verkäuferin nur flüchtig an, lächelten zögerlich und Nina meinte: „Nein danke, wir schauen uns nur um.“

„Ich komme schon zurecht.“

oder

„Wir schauen uns nur um.“

Die Verkäuferin weiß doch im Prinzip bereits, während sie die Frage stellt, dass sie diese Antworten zu 90% erhält. Aber warum ändert sie nichts daran? Keine öffnende Frage, kein Bezug zum Produkt, kein Bezug zu dem kaufinteressierten Menschen, dem Besucher, der nicht in den Laden gekommen ist, um alleine zurecht zu kommen…

Warum, um alles in der Welt, hält sich diese abgedroschene Frage, die heute keine Verkäuferin und kein Verkäufer in Deutschland jemals mehr stellen sollte, so unglaublich zäh und hartnäckig, wird scheinbar von Verkäufergeneration zu Verkäufergeneration gedankenlos, quasi automatisch weitervererbt und ist partout nicht totzukriegen, egal, ob im Einzelhandel, auf Märkten, im Autohaus und insbesondere auf Messen und Ausstellungen???

Zugegeben, manches Mal hätte ich mich im Baumarkt riesig gefreut, wenn tatsächlich mal ein Kollege vom Fachpersonal von sich aus auf mich zugekommen wäre, selbst mit der oben genannten Frage, weil ich sichtlich ratlos und genervt in den Gängen rauf- und runtergesucht habe, um diese dämlichen „blau verzinkten Hammerkopfmuttern für Schnellbau-Profil-Systeme mit der Profilnutbreite 8mm“, oder den handwerkerseits empfohlenen „2-Komponenten-Spezialkleber zum schlag- und rüttelfesten Verbinden von Glas und Metalloberflächen mit dauerhafter Wirkung und guter chemischer Beständigkeit“ zu finden.

Dass es auch noch knapper geht, habe ich vor einigen Jahren persönlich in einem Lokal erlebt. Die junge Kellnerin kommt lustlos an meinen Tisch geschlurft, um eine Bestellung entgegenzunehmen, schaut mich gelangweilt an und fragt: „Und???“
Aus. Das war´s. Nix mehr. Wie jetzt? Kommt da noch was? Nö, da kam nicht mehr. Ich war völlig sprachlos, denke, das ist ein Spaß, blicke sie gespannt an. „Karte???“ nuschelt sie dann noch müde hinterher. Oh Gott, das meint sie tatsächlich völlig ernst. Ich höre mich noch „Nein, Danke.“ murmeln, indem ich aufstehe, um durstig und enttäuscht das Lokal zu verlassen.

Welche Frage(n) möchten Sie denn gestellt bekommen, wenn Sie beispielsweise im Textilgeschäft eine neue Jeans, oder eine Jacke erstehen wollen und die Verkäuferin oder der Verkäufer sich freundlich, Kompetenz ausstrahlend, aber trotzdem locker und unaufdringlich an Sie wendet?
Wie wäre es denn z.B. mit:

„Für was interessieren Sie sich besonders?“

oder auch

„Was darf ich Ihnen zeigen?“ 

Sie werden sehen, allein diese kleine Veränderung in der Fragestellung bewirkt Wunder und es entsteht oftmals daraus ein angenehmer und nutzbringender Dialog für beiden Seiten. Das macht nicht nur Kunden zufriedener und glücklicher, sondern auch Verkäuferinnen und Verkäufer erfolgreicher.

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