Der falsche und der richtige Weg, um nachhaltiges Kundenvertrauen aufzubauen

Einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Geschäfte ist Kommunikation. Schauplatz USA: die Amerikaner haben es einfach besser drauf, miteinander ins Gespräch zu kommen. Nicht, dass ich jetzt alles in den Himmel lobe, was jenseits des Atlantiks passiert, doch wer einmal drüben war, berichtet von einem offeneren und freundlicheren Umgang der Amerikaner miteinander.
Auch im Geschäftsleben, denn Kundenansprache und Kundenfreundlichkeit werden dort groß geschrieben. Einige Beispiele der amerikanischen Art möchte ich Ihnen dafür geben:

Alle Verkäufer eines großen Autohändlers einer der bekannten US-Marken mit mehreren Niederlassungen rufen einen Tag nach der Übergabe des Neuwagens ihre Kunden an und fragen, ob alles in Ordnung ist. Muss der Kunde eine Wartezeit im Autohaus überbrücken, etwa während des Ölwechsels, findet er in der Sitzecke kostenlos Kaffee, Donuts und aktuelle Tageszeitungen vor. Dazu gibt es eine Ladestation für Handys und Tablets mit den Ladekabeln aller gängigen Modelle und einen sicheren Internet-Zugang. Wer kein Empfangsgerät dabei hat, kann sich eines von 3 Tablets zum Surfen im Netz kostenfrei ausleihen. Die neuesten PKW-Modelle kann sich der Kunde – wenn er will – bereits einmal in der Videopräsentation anschauen und obendrein gibt es eine Übersicht der derzeit im Angebot befindlichen Gebrauchtwagen inklusive dem „Angebot der Woche“.

Bei Verkaufsgesprächen versucht der Händler nicht, vordergründig ein Auto zu verkaufen, sondern zunächst die tatsächlichen Bedürfnisse des Kunden in Erfahrung zu bringen, um ihm oder ihr dann das passende Modell anzubieten. Hat er / sie Familie? Welche Hobbies gibt es, die mit dem richtigen Auto noch mehr Spaß machen? Hat er /sie einen Hund? Wie hoch ist die jährliche Fahrleistung? Spielt Sicherheit, Geborgenheit und Umweltfreundlichkeit oder eher Sportlichkeit und Dominanz die wichtigere Hauptrolle?

In vielen Autohäusern hier gibt es Kaffee und Zeitungen, doch das eine kostet oft 50 Cent am Automaten und das andere ist häufig nicht mehr aktuell und zerfleddert. Den Kunden kostenlos im Internet surfen lassen, ihm ein Tablet dafür zu leihen und ihm dazu noch einen Kaffee und kleines Gebäck zu spendieren – das würde der doch nur ausnutzen. Ihn nach der Familie und den Hobbies zu fragen – nein, so persönlich möchte man dann doch nicht werden.

Vielleicht kann man das Problem so formulieren: Die Beziehung zwischen Kunde und Händler ist bei uns vielfach von Mißtrauen geprägt. Der eine hat das Image, dem anderen etwas „andrehen“ zu wollen und der andere traut dem einen deshalb nicht über den Weg. Wie tief müssen denn die negativen Erfahrungen in Geschäften aller Art sitzen, dass die Kommunikation so gestört ist? Sie zu verbessern ist eine große Aufgabe, an der jedoch kein Weg vorbeiführt. Die Initiative kann nur von beiden ausgehen: Der Händler muss auf den Kunden ehrlich wirken, sodass dieser bei einem freundlichen Anruf seines Autohändlers nicht wieder so eine Verkäufer-Finte vermutet. Im Gegenzug muss der Kunde sich dem Händler ein wenig öffnen, damit er wirklich das bekommt, was er wünscht. Das Ziel ist eine partnerschaftliche Beziehung und keine gegnerische, wie sie leider immer noch oftmals anmutet.
Die Devise lautet: Autohändler müssen ihre Kunden überzeugen, dass sie nicht die direkten Nachfahren der Pferdehändler sind. Und die Kunden müssen sich überzeugen lassen, dass ein ehrliches Lächeln kein aufgesetztes Grinsen ist und beiden Seiten die Sache enorm erleichtert.

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Was jede Verkäuferin und jeder Verkäufer über diese eine Frage unbedingt wissen sollte

Auf zum Shoppen in die Stadt.
Super. Schon soooo darauf gefreut.
Ohne die Männer, na klar – nur die Mädels. Haben die beiden schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Nächsten Mittwoch um halb 3 vor der Eisdiele? Läuft!

…Nina und Jenny hatten sich, wie immer, per WhatsApp abgestimmt, um nach ein paar neuen Sommer-Klamotten Ausschau zu halten.
Endlich Mittwoch 13.00 Uhr: Feierabend. Schnell nach Hause, ´nen kleinen Happen nehmen, noch kurz chic machen und dann ab in die City.
Als Jenny mit ihrem Rad auf die Zielgerade einbiegt, sieht sie Nina schon vor der Eisdiele stehen und winken. „Hi, ich bin auch gerade erst 1 Minute hier.“
„Komm, Jenny, lass Dich drücken, ich freue mich so, dass es geklappt hat mit unserem Treffen.“ Also, dann los …
Und hinein in die erste Boutique: T-Shirts, Jeans, …
Die Verkäuferin hatte es wirklich gut gemeint, schaute freundlich und lächelte, was das Zeug hielt, räumte „im Vorbeigehen“ noch schnell 2 Kleiderbügel weg, nahm sich den beiden an und stellte die alles entscheidende Frage:

„Kann ich Ihnen HELFEN???“

PENG!!!

Da war sie schon wieder, diese nervige Frage, auf die man als Kunde spontane Antworten parat hat, die man lieber für sich behält, z.B.: „Oh ja, Ihre Hilfe kann ich gut gebrauchen, ich habe noch ´n Kessel Buntes daheim, die Erdbeeren müssen gepflückt und der Keller gewischt werden, Opa muss um 17 Uhr zum Arzt gebracht werden, ach ja – und noch schnell auf einen Sprung in den Getränkemarkt: Wasser, Limo, Bier. Am besten Sie kommen gleich mal mit…“
Jenny und Nina aber schauten die Verkäuferin nur flüchtig an, lächelten zögerlich und Nina meinte: „Nein danke, wir schauen uns nur um.“

„Ich komme schon zurecht.“

oder

„Wir schauen uns nur um.“

Die Verkäuferin weiß doch im Prinzip bereits, während sie die Frage stellt, dass sie diese Antworten zu 90% erhält. Aber warum ändert sie nichts daran? Keine öffnende Frage, kein Bezug zum Produkt, kein Bezug zu dem kaufinteressierten Menschen, dem Besucher, der nicht in den Laden gekommen ist, um alleine zurecht zu kommen…

Warum, um alles in der Welt, hält sich diese abgedroschene Frage, die heute keine Verkäuferin und kein Verkäufer in Deutschland jemals mehr stellen sollte, so unglaublich zäh und hartnäckig, wird scheinbar von Verkäufergeneration zu Verkäufergeneration gedankenlos, quasi automatisch weitervererbt und ist partout nicht totzukriegen, egal, ob im Einzelhandel, auf Märkten, im Autohaus und insbesondere auf Messen und Ausstellungen???

Zugegeben, manches Mal hätte ich mich im Baumarkt riesig gefreut, wenn tatsächlich mal ein Kollege vom Fachpersonal von sich aus auf mich zugekommen wäre, selbst mit der oben genannten Frage, weil ich sichtlich ratlos und genervt in den Gängen rauf- und runtergesucht habe, um diese dämlichen „blau verzinkten Hammerkopfmuttern für Schnellbau-Profil-Systeme mit der Profilnutbreite 8mm“, oder den handwerkerseits empfohlenen „2-Komponenten-Spezialkleber zum schlag- und rüttelfesten Verbinden von Glas und Metalloberflächen mit dauerhafter Wirkung und guter chemischer Beständigkeit“ zu finden.

Dass es auch noch knapper geht, habe ich vor einigen Jahren persönlich in einem Lokal erlebt. Die junge Kellnerin kommt lustlos an meinen Tisch geschlurft, um eine Bestellung entgegenzunehmen, schaut mich gelangweilt an und fragt: „Und???“
Aus. Das war´s. Nix mehr. Wie jetzt? Kommt da noch was? Nö, da kam nicht mehr. Ich war völlig sprachlos, denke, das ist ein Spaß, blicke sie gespannt an. „Karte???“ nuschelt sie dann noch müde hinterher. Oh Gott, das meint sie tatsächlich völlig ernst. Ich höre mich noch „Nein, Danke.“ murmeln, indem ich aufstehe, um durstig und enttäuscht das Lokal zu verlassen.

Welche Frage(n) möchten Sie denn gestellt bekommen, wenn Sie beispielsweise im Textilgeschäft eine neue Jeans, oder eine Jacke erstehen wollen und die Verkäuferin oder der Verkäufer sich freundlich, Kompetenz ausstrahlend, aber trotzdem locker und unaufdringlich an Sie wendet?
Wie wäre es denn z.B. mit:

„Für was interessieren Sie sich besonders?“

oder auch

„Was darf ich Ihnen zeigen?“ 

Sie werden sehen, allein diese kleine Veränderung in der Fragestellung bewirkt Wunder und es entsteht oftmals daraus ein angenehmer und nutzbringender Dialog für beiden Seiten. Das macht nicht nur Kunden zufriedener und glücklicher, sondern auch Verkäuferinnen und Verkäufer erfolgreicher.

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